Foto: Alexandra Rojas Gonzáles, 2016
Geboren in Frankfurt (Oder)
„Was verbinden Sie mit dem Ferdinandshof: persönliche Erlebnisse,
Erinnerungen usw.?“
„Es war immer eine etwas verkommene Gebäudeanlage. Die gesamte
Straße war zu DDR-Zeiten unsaniert und nicht unbedingt die beste
Adresse in Frankfurt.“
„Das Sie sich nicht wundern, vorne an der Ecke war die
Mütterberatung drin. Da musste ich immer mit meiner Mutter
und meiner Schwester, als sie noch ein Baby war, hingehen.
Und das war da immer so nervig. Und das war sogar noch,
als ich Kinder hatte. Da haben sie immer noch in der
Bruchbude gesessen. Und dann sind sie aber raus.“
„Das war dann ungefähr bis wann?“
„Also meine Tochter ist 1979 geboren. Das kann schon sein,
dass sie noch bis ca. 1980 da gesessen haben.“
„Na ja, die hier mal gewohnt haben, sind nach der Wende
alle weg. Wenn saniert wurde, konnten sie hier nicht mehr sein.
Es sind ja auch z. T. recht große Wohnungen.“
„Kannten Sie die Graßmanns?“
„Nein! Die sind bestimmt auch noch in den 1970er Jahren,
als VEB (überlegt)... Weiß ich jetzt nicht, wo sie dazugehörten.
Das hieß hier immer ‚Graßmann’ und dann wusste jeder
Frankfurter, hier ist diese Bruchbude mit dem Schnaps gemeint.“
„Und die Familie, wissen Sie, wo die hingegangen ist?“
„Nein, dazu kann ich gar nichts sagen, wo die geblieben sind.
Und ich habe Ihnen ja gesagt: Die, die das noch gewusst haben,
die weilen alle nicht mehr unter uns.“
„Also wie gesagt, allzu viel direkt über das Innenleben...
Wir haben das nur so von außen immer als bisschen vergammelnd...
Wir konnten so richtig zugucken – ist ja jetzt nach der Wende
auch noch so.“
„Wann ist das denn nach der Wende abgewickelt worden?“
„Also die ersten ein, zwei Jahre war hier noch die
Finanzrevision drin. Aber die sind dann auch raus. Und dann
war noch, als da hinten dieses Hotel gebaut wurde, das Baubüro
hier unten drin. Aber dann war nichts mehr. Und dann haben ja
hier immer noch ein paar Taxifahrer die Garagen bis vor
kurzem genutzt. Und welche haben hier auch geparkt, da war
ja immer das Tor offen.
„Taxifahrer haben die Garagen...“
„Also nehme ich an, sie haben hier immer geparkt.“
„Hat der Ferdinandshof Denkmalwert für Sie?“
„Nicht alles: die Wohnhäuser ja, die Fabrikgebäude nicht unbedingt.“
„Was wünschen Sie sich für die Zukunft des Ferdinandshofs?“
„Dass er künftig zum Wohnen genutzt wird, gemischt: mit
Studenten, Künstlern oder mit kleineren Büroeinheiten.“
„Was wünschen Sie sich nicht?“
„Dass Eigentumswohnungen bzw. eine geschlossene Wohnanlage
entstehen.“
„Frau Weißler, vielen Dank für das Interview.“